Franz Tunder
(*ca. 1614 in Lübeck; † 5. November 1667 ebenda)
Nach neueren Forschungen wurde Franz Tunder (vermutlich) 1614 als Sohn eines Buchhändlers in Lübeck geboren. Über die Jahre vor Beginn seines Musik-Studiums im Jahr 1632 in Kopenhagen gibt es nur wenige bis keine Erkenntnisse. Sein Lehrer in Kopenhagen war vermutlich Melchior Borchgrevinck, ein Schüler Giovanni Gabrielis. Noch im gleichen Jahr seines Studienbeginns wurde er als Organist an den Hof des Herzogs Friedrich III. von Holstein-Gottorf berufen.
Eine Reise seines Amts-Vorgängers Johann Heckelhauer nach Florenz, auf die ihn Tunder möglicherweise begleitete, lässt den berühmten Hamburger Musikschriftsteller Johann Mattheson vermuten, dass Tunder dort auf Girolamo Frescobaldi traf. Zumindest wird dieser vereinzelt als einer der Lehrer Tunders genannt.
Im Jahr 1641 wird Franz Tunder als Nachfolger von Petrus Hasse Organist an der Lübecker St. Marienkirche. Neben diesem Amt wird er später auch zum Werkmeister ernennt, eine für die damalige Zeit sehr wichtige Position in der Kirche, bei der Tunder nun auch Leiter der Kirchen-Verwaltung von St. Marien ist.
Es ist schwer abzuschätzen, wie groß das Werk von Franz Tunder tatsächlich war. Sicher ist, dass allein die wenigen noch erhaltenen Vokal- als auch Orgelkompositionen Tunders ihn als einen der bedeutendsten Komponisten seiner Generation zeigen. Er steht als wichtiger Vertreter der Norddeutschen Orgelschule in einer Linie mit seinem Amts-Nachfolger Dietrich Buxtehude, in dessen Werken man den Einfluss Tunders deutlich wahrnehmen kann.
Mit Orgelvorträgen für die auf die Eröffnung der Börse wartenden Lübecker Kaufleute in der Ratskirche St. Marien, begann Tunder die bis heute bestehende Tradition der berühmten Lübecker Abendmusiken, die 1705 sogar den jungen Johann Sebastian Bach zu einem Fußmarsch von Arnstadt nach Lübeck motivierten.
Quelle, u.a.: Arndt Schnoor, Volker Scherliess: "Theater-Music in der Kirche". Zur Geschichte der Lübecker Abendmusiken. Lübeck 2003.